Pressemitteilung des Bundesverbands Ambulantes Operieren e.V.
Berlin. Die Bedeutung der Gesundheitspolitik für die medizinische Versorgung in Deutschland nimmt stetig zu. Im Versorgungsalltag werden Pflegende, medizinische Fachberufe und Ärzteschaft zunehmend zu Überbringern von „schlechten“ Nachrichten aufgrund der Eingriffe der Gesundheitspolitik. Der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) interessiert sich daher besonders für die Wahrnehmung der Krankenversicherten gegenüber Krankenkassen und Gesundheitspolitik sowie deren mögliche Auswirkungen auf das Wahlverhalten der Menschen.
Hierfür hat der Verband im April 2023 eine Online-Umfrage unter mehr als 2.000 Menschen durchgeführt. Fast zwei Drittel von ihnen waren gesetzlich krankenversichert, wobei 11% aus dieser Gruppe gesetzlich mitversichert waren und 6% sich freiwillig versichert hatten. Privatversicherte machten einen Anteil von 7% aus, 9% hatten eine private Zusatzversicherung. Desweiteren waren 5% in einer Kombination aus Beihilfe und PKV versichert. Gemessen an dieser letzten Zahl erscheint der Einfluss der Beihilfe bei den Verhandlungen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) überrepräsentiert und sollte entsprechend nach unten korrigiert werden. Über Erfahrungen mit ambulanten Operationen berichteten 13% der Befragten.
Bei der Frage nach den Kriterien für einen möglichen Kassenwechsel nannten 50% der Befragten die Beitragshöhe als wichtigstes Kriterium, gefolgt von der Kostenübernahme ärztlicher Behandlungsleistungen (49%). Mit 39% wurde die Garantie der Kostenübernahme genannt. Zusatzleistungen im Krankheitsfall sowie zusätzliche Vorsorgeleistungen und die persönliche Erreichbarkeit der Krankenkasse waren ebenfalls für ein Drittel der Befragten ausschlaggebend. Dabei bevorzugten 22% eine digitale Erreichbarkeit. Weniger wichtig waren hingegen Faktoren wie gleichbleibende Ansprechpartner*innen, zusätzliche Wohlfühlangebote ohne Krankheitsbezug oder zusätzliche digitale Apps. Für BAO-Präsiden Dr. Christian Deindl ist damit klar: „Die Versicherten handeln in ihrer Einschätzung somit eigenverantwortlicher als Krankenkassen und deren Werbemaßnahmen es oft suggerieren.“
Auch zur Einschätzung der Höhe der Krankenkassenbeiträge wurden die Teilnehmenden befragt. Krankenkassenbeiträge machen demnach einen erheblichen Teil der Lebenshaltungskosten aus. Lediglich ein Drittel der Befragten hält die Beiträge für angemessen, während 44% sie als zu hoch empfinden. Nur 4% erachten sie als zu niedrig und steigerungswürdig. Ein Viertel der Befragten lehnt höhere Beiträge zur Aufrechterhaltung des bisherigen Leistungsniveaus ab. Informationen über Kassenleistungen erreichen die Versicherten weiterhin zu 44% über Verlagsunterlagen und zu 32% direkt über Kassenmitarbeiter*innen. Familien und soziales Umfeld dienen für 20% als Informationsquelle, behandelnde Ärzt*innen für 15%. Postwurfsendungen, Radio, Fernsehen und soziale Medien spielen ebenfalls eine Rolle. Apotheken und Physiotherapie werden jedoch von weniger als 10% der Befragten als Informationsquelle für Kassenleistungen genutzt.
„Die Konsequenz aus diesen Ergebnissen lautet: Weniger Werbung und mehr Investitionen in direkte Beratung!“, findet der BAO-Vizepräsident Dr. Axel Neumann. Dennoch besteht auch hier noch Verbesserungsbedarf, da lediglich 23% der Befragten vollumfänglich mit der inhaltlichen Beratung zufrieden sind. Weitere 54% antworteten mit „eher ja“. Fast 25% sind mit ihrer Krankenkasse unzufrieden, wobei 18% eher nicht und 6% überhaupt nicht zufrieden sind. Ähnlich sieht es beim Vertrauen in die Politik hinsichtlich der zukünftigen Gesundheitsversorgung aus. 23% der Befragten haben volles Vertrauen, 40% haben im Zweifelsfall Vertrauen, 23% eher nicht und 15% überhaupt kein Vertrauen.
Dr. Deindl schätzt die Umfrageergebnisse wie folgt ein: „Die Krankenkassen und die mit ihnen personell und ideologisch verbundene Gesundheitspolitik haben noch einiges an Hausaufgaben vor sich. Sie sollten diese dringend angehen, anstatt ständig die niedergelassene Ärzteschaft und ihre Praxismitangestellten anzugreifen. Solche Aktionen sind typische Übersprungshandlungen und zeugen nicht von verantwortungsvollem Handeln.“ Gerade im Wahljahr 2023, in dem in Berlin, Bremen, Bayern und Hessen Landtagswahlen anstehen bzw. bereits ein neuer Landtag gewählt wurde, gewinnen Fragen zur Gesundheitspolitik und medizinischen Versorgung an Bedeutung für anstehende Wahlentscheidungen, wie 70% der Befragten bestätigen. „Auch ambulante Operateur*innen und Anästhesist*innen, die als Fachärzt*innen besonders großes Vertrauen genießen, werden das gesundheitspolitische Handeln der Ampelparteien genau beobachten und ihre Einschätzung deutlich öffentlich kommunizieren“, betonte Dr. Neumann.
Die vollständigen Umfrageergebnisse können Sie gern bei der BAO-Geschäftsstelle anfordern.